Eng verbunden mit dem Thema Umzug sind Schönheitsreparaturen. Diese sind je nach Zustand der neuen bzw. alten Wohnung sowie den im Mietvertrag oder Wohnungsübergabeprotokoll festgehaltenen Verpflichtungen fällig. Speziell das Weißen bzw. Streichen der Wände ist eine typische Arbeit, die beim Wohnungswechsel fällig wird. Viele Mieter scheuen sich, die Wände selbst zu streichen. Dabei ist dies gar nicht so schwer. Sie sollten jedoch einige Aspekte beachten, um den Anforderungen der „fachmännischen Ausführung“ gerecht zu werden.
Vorab: Welche Farbe in Mietwohnungen?
Beim Einzug können Sie die Wände einer Farbe nach Ihrem Geschmack streichen. Denken Sie jedoch daran, dass Sie beim Auszug möglicherweise die Wände in einer neutralen Farbe (Weiß, helles Beige) hinterlassen müssen. Bei einem dunkeln Untergrund kann das Weißen der Wände deutlich aufwendiger werden. Planen Sie die aktuelle Wohnung nur als Übergangslösung, sollten Sie auf bunte bzw. dunkle Farben verzichten.
Info: Stand der Rechtsprechung ist, dass der Vermieter bunte Wände beim Auszug nicht akzeptieren muss.
Überlegung: Welche Farbe ist sinnvoll?
Farbe ist nicht gleich Farbe. Ideal sind sogenannte Malerfarben. Diese sind zwar etwas teurer, bieten aber eine sehr gute Deckkraft. Der Kauf rechnet sich bereits bei kleinen Flächen. Generell sollten Sie nur Farben nutzen, die mindestens mit der Deckkraftklasse 2, besser 1, ausgezeichnet sind.
Die benötigte Menge lässt sich im Vorfeld nur grob ermitteln. Ermitteln Sie die Fläche der Wände und Decke. Diese Gesamtfläche müssen Sie beim Einkauf zur Angabe auf den Farbeimern in Bezug setzen. Teilen Sie die Gesamtfläche durch die darauf angegeben abdeckbare Fläche in Quadratmetern. Das Resultat ist die Anzahl der Eimer, die Sie in dieser Größe benötigen. Grobe Faustregel: Mit einem 5-Liter-Einer Wandfarbe können Sie ca. 50 Quadratmeter Fläche anstreichen. Abweichungen ergeben sich durch Untergrund, Untergrundfarbe bzw. Deckkraft der Farbe und Streichtechnik.
Schritt 1: Vorbereitung und Wände ausbessern
Bevor es losgehen kann, sind die Wandflächen zu säubern und zu begradigen. Dazu entfernen Sie zunächst alle Abdeckungen von Lampen, Steckdosen, Arbeitsplatten und Lichtschaltern. Alternativ können Sie diese später exakt abkleben und Überstriche reinigen. Denken Sie daran, zuvor die Sicherungen auszuschalten!
Ziehen Sie dann alle Nägel, Reißzwecken, Dübel und andere herausstehenden Materialien ab. Bessern Sie große Löcher mit Zement oder Gips aus. Bei kleinen Löchern und sichtbaren Rissen greifen Sie zu Spachtel- oder Fugenmasse. Verzichten Sie auf Silikon, denn das lässt sich nicht gut mit Wandfarbe überstreichen.
Nach dem Trocknen wischen Sie mit einem Lappen vorsichtig über die Fläche. Bilden sich kleine Sandreste im Lappen, sollten Sie diese Stellen grundieren oder ausbessern. Nur dann hält die Farbe richtig. Entdecken Sie auf diese Weise größere Flächen mit Farbe, die sich abreiben lässt, können Sie mit einer Bürste und Wasser die Farbe vorsichtig lösen.
Tipp: Je nach Zustand der Wandfläche kann es sinnvoll sein, zunächst eine neue Lage Raufasertapete zu kleben. In diesem Fall ist es ratsam, eine komplette Wand oder den gesamten Raum zu tapezieren. Das kann effektiver sein, als alte, nicht mehr überstreichbare Farbe abzubürsten.
Zwischenschritt vor dem Streichen: Abkleben und Abdecken
Bevor es richtig losgeht, sollten Sie die Umgebung vor ungewollten Spritzern und Anstrichen schützen. Legen Sie den Raum mit Folie oder Malerfilz aus. Sichern Sie die Unterlage idealerweise mit Klebeband gegen das Verrutschen und nutzen Sie Kreppband, um es an Fußleisten zu sichern.
Zusätzlich kleben Sie Türrahmen, Fußleisten, Fenster sowie ggf. Lichtschalter, Steckdosen und Lampenabdeckungen mit Kreppband ab. Dadurch verhindern Sie, dass Sie diese beim Streichen ungewollt einfärben und die Farbe wieder abwaschen müssen.
Kleben Sie Heizungsrohre ab und decken Sie Heizungen mit Folie ab. Achten Sie auf eventuell vorhandene andere Rohre (Bad, Küche). Auch diese sollten Sie abkleben bzw. mit Folie abdecken.
Tipp: Wenn Sie Heizungen und Rohre sowie Fußleisten ebenfalls streichen möchten, sollten Sie dies vorab mit geeigneter Farbe erledigen. Warten Sie jedoch das Trocknen ab, bevor Sie die Wände streichen.
Kreppband können Sie auch dann nutzen, wenn Sie nur einen Teil der Wand anstreichen möchten. Planen Sie beispielsweise einen farbigen Absatz, hilft Ihnen eine solche Markierung, die Flächen zu trennen. Mit Hilfe einer Wasserwaage können Sie das Band exakt lotrecht oder waagerecht ausrichten und aufkleben.
Zwischenschritt: Grundierung erforderlich?
Sind auf der Wand bzw. Tapete Wasserflecken zu sehen, haben Sie Löcher geschlossen oder gibt es Bereiche, die schlecht decken? Dann sollten Sie an diesen Stellen eine Grundierung oder Isolierfarbe auftragen. Diese bietet der neu aufzutragenden Farbe Halt, sodass Sie die Flächen sauber überstreichen können. Anderenfalls entstehen je nach Zustand der Wand ärgerliche Farbschattierungen. Zum Auftragen dieser Substanzen nutzen Sie einen dicken Pinsel oder einen Tapezierpinsel. Eine Rolle ist nicht geeignet.
Schritt 2: Ecken und Kanten streichen
Bevor Sie loslegen, stellen Sie die Heizung ab und schließen Sie die Fenster. Das Arbeiten bei gleichmäßiger Raumtemperatur und ohne Luftzug reduziert Farbschattierungen durch unregelmäßiges Trocknen.
Nun geht es los. Das übliche Vorgehen ist: Zunächst Ecken und Kanten streichen, danach die Decke und am Schluss die Wände.
Nutzen Sie einen Flachpinsel, den Sie immer wieder vorsichtig in die Farbe eintauchen. Streichen Sie damit ca. 5 – 10 cm breit alle Ecken und Kanten sowie alle Umrisse (Tür, Fenster, Lichtschalter). Arbeiten Sie sich ausgehend von einem Fenster rund herum durch den gesamten Raum. Denken Sie auch an die Kanten zwischen Wänden und Decke sowie die Kanten zu den Fußleisten.
Beachten: Auf die richtige Technik kommt es beim Streichen an!
Neben der Farbe ist die richtige Technik beim Streichen von Decken und Wänden wichtig. Es gilt: Nass in Nass. Das bedeutet: Sie streichen einen Teil der Wand und tragen überlappend Farbe auf, solange der erste Bereich noch feucht ist. Sobald die Farbe antrocknet, entstehen später erkennbare Streifen. Daher gilt: Achten Sie stets darauf, dass Ihre Rolle immer frische Farbe enthält und beim Überrollen der Farbe der Rand der bereits aufgetragenen Farbe noch feucht ist. Um ein optimales Auftragen zu erreichen, sollten Sie zudem erst längs, dann quer und dann längs streichen. Dadurch verteilen sie die Farbe optimal. Alternativ können Sie auch zweimal versetzt diagonal streichen und dann anschließend von oben nach unten.
Schritt 3: Decke streichen
Nun streichen Sie die Decke. Diese sollten Sie immer vor den Wänden in Angriff nehmen, um Farbspritzer auf den frisch gestrichenen Wänden zu vermeiden. Denn von oben tropft beim Anstrich ab und zu etwas Farbe herunter. Denken Sie auch an die Malerfolie auf dem Boden!
Nutzen Sie für diese Arbeiten eine weiche Rolle. Ideal ist eine aus Lammfell. Sofern Sie keine Teleskopstange verwenden, steigen Sie auf eine Leiter, um die Decke zu erreichen. Achten Sie auf einen sicheren Stand und arbeiten Sie über Kopf mit Vorsicht. Zu starkes Beugen kann Ihre Halsmuskulatur beeinträchtigen.
Tauchen Sie die Rolle regelmäßig vorsichtig in Farbe, sodass diese halb einsinkt. Streichen Sie dann über ein Abstreifgitter die Farbe gleichmäßig auf die Rolle. Teilen Sie die Decke grob in kleine Flächen ein. Streichen Sie diese Flächen erst längs, dann quer und danach wieder längs. So entsteht ein gleichmäßiger Farbauftrag. Starten Sie bei der Fensterseite und bestreichen Sie die Rolle immer wieder rechtzeitig mit neuer Farbe.
Tipp: Einen besonders gleichmäßigen Anstrich erreichen Sie nicht nur durch eine gute Technik, sondern durch eine geeignete Farbe. Speziell für Decken ist eine Farbe mit einer langen Offenheit optimal. Das heißt: Die Farbe bleibt länger nass und so lassen sich leichter gleichmäßige Resultate erzielen.
Schritt 4: Wände streichen
Nun gehen Sie ebenso an den Wänden vor. Starten Sie vom Fenster aus, um dem Lichteinfall zu folgen und Farbübergänge besser erkennen zu können. Streichen Sie mit einer Rolle von oben nach unten, dann von links nach rechts (oder von rechts nach links) und noch einmal von oben nach unten. So verteilen Sie die Farbe besonders gut. Diese dringt in die Poren ein und bildet eine klare Farbfläche. Speziell bei Raufasertapete ist diese Technik zu empfehlen.
Tipp: Überstreichen Sie eine dunkle Farbe mit einer hellen, werden Sie meistens zwei Anstriche vornehmen müssen. Erst dann deckt die helle Farbe. Achten Sie in diesem Fall darauf, dass die Farbe nach dem ersten Anstrich komplett trocknet, bevor Sie zum zweiten Mal streichen.
Wandanstrich: Etwas Kunst gewünscht?
Sie können selbstverständlich Ihre Wände mit besonderen Techniken verschönern. Nutzen Sie dazu Wisch- oder Tupftechniken, sparen Sie Symbole durch aufgeklebtes Kreppband aus, kleben Sie Wandtattoos oder nutzen Sie spezielle Lasuren oder Glitzerfarben. Material mit Anleitungen finden Sie im Fachhandel.
Schritt 5: Aufräumen nach dem Wandanstrich
Am Ende folgt noch das Aufräumen. Säubern Sie die Pinsel, schließen Sie die Farbeimer und entfernen Sie die Abklebungen sowie die Folie bzw. das Malervlies. Sollten noch Farbspritzer zu sehen sein, nutzen Sie etwas Wasser und einen Lappen, um diese zu beseitigen. An einigen Stellen möchten Sie eventuell noch an den Rändern der Wände mit einem dünnen Pinsel kleine Ungenauigkeiten ausbessern.
Lassen Sie die Farbe nun trocknen. Dazu lassen Sie Fenster und Türen geschlossen. Das verhindert, dass feuchte oder zu warme Luft die Farbe ungleichmäßig trockenen lässt oder sich unter der Tapete leichte Wellen bilden. Nach etwa einem Tag ist der Anstrich trocken und Sie können gut durchlüften. Der Raum ist bezugsfertig. Sie können nun die Wohnung nach dem Umzug übergeben oder in Ruhe Ihr Mobiliar einräumen und die Umzugskartons auspacken.
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